Wer lernen und dabei die Welt verändern will, muss sich vernetzen und verbinden. Und genau das haben wir für und mit diesem Heft getan. Denn wir glauben, dass wir neue Netzwerke bauen müssen, damit sich Menschen so bilden und entwickeln können, dass sie die Welt verändern können.

Der unendlichen Vielfalt von Verbindungen und Verbindungsmöglichkeiten unserer hochgradig vernetzten Welt wollen wir im WITTEN LAB Zukunftslabor Studium fundamentale eine Vielfalt von Perspektiven, Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten entgegenbringen, indem wir ein Netzwerk aus möglichst vielen, möglichst unterschiedlichen Menschen aufbauen – mit ganz verschiedenen Ideen, Denkweisen, Fähigkeiten und Erfahrungen, die sich ergänzen, einander widersprechen, sich gegenseitig irritieren und sich neu verbinden. Damit das entstehen kann, was wir am dringendsten brauchen, wenn wir die Welt verändern wollen: Kreativität.

Wir sind davon überzeugt, dass die Steigerung der Diversität und Vielfalt in Netzwerken das beste Mittel ist, um festgefahrene Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen und mit neuen Mustern und Lösungen zu experimentieren. Denn dadurch entstehen in Netzwerksystemen unerwartete Rückkopplungen, produktive Störungen, Instabilitäten, Unsicherheitsphasen und Übergänge ins Ungewisse. Und genau das zwingt uns dazu, kreativ zu werden.

Niemand kann die Dynamiken und Wechselwirkungen der Netzwerke, die wir Menschen geschaffen haben, absehen und abschätzen. Klar ist nur, dass die globale Vernetzung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, technischen und ökologischen Systemen ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat. Und mit der zunehmenden Vernetzung steigt auch die Gefahr, dass diese komplexen, eigendynamischen Systeme aus ihren Gleichgewichten geraten, in denen unser Leben und unser Wohlergehen möglich ist. Alles was wir tun, kann sich in diesen Netzwerken unaufhaltsam und unvorhersehbar verbreiten und drastische nicht intendierte Folgewirkungen haben. Deshalb sollten wir in dieser unübersichtlichen, ungewissen und riskanten Welt erkennen und verstehen lernen, wie Netzwerke wirken – und in welchen Vernetzungen wir wirksam werden können, wenn wir die Zusammenhänge unserer Welt und die Verbindungen zwischen Menschen sinnvoll, gut und lebenswert gestalten wollen. Denn mit mehr Verbindungen wachsen nicht nur die Chancen,  sondern auch die Verantwortung.

In diesem Sinne haben wir in die Netzwerke dieser Universität hineingerufen – und mehr Resonanz hervorgerufen, als wir bewältigen konnten. Und für das, was wir in diesem Heft zusammenbringen konnten, sind wir dankbar. Netzwerke – das haben wir dabei gelernt – sind nicht nur die Summe ihrer Verbindungen. Sie stellen eine unendliche Vielzahl an Verknüpfungsmöglichkeiten dar, die erst aktiv und wirksam werden, wenn wir selbst neue Verbindungen suchen und die Energie aufbringen, sie zu aktivieren.

Studierende haben dabei erlebt, wie einfach es sein kann, Kontakt mit Menschen auf der ganzen Welt aufzunehmen, die Antworten auf ihre ganz eigenen Fragen haben könnten – und wie hoch die Bereitschaft dieser klugen, erfahrenen und inspirierenden Menschen ist, ihnen Antworten auf ihre Fragen zu geben. Wir haben erlebt, dass Dozierende ihre enormen Wissenspotenziale auf unser Thema ausgerichtet haben, um uns ganz neue Denkimpulse zu geben und Zusammenhänge aufzuzeigen, die es nur aus ihrem Blickwinkel geben kann. Und wir sind mit ehemaligen Studierenden ins Gespräch gekommen, die uns aus und mit ihren Netzwerken spannende Einsichten zu unseren Fragen geben wollten, die wir sonst nie bekommen hätten.

Die Vielfalt der Gedanken, Perspektiven, Impulse, Projekte und Initiativen, die so entstanden und zusammengekommen sind, hat uns gezeigt, dass unser Netzwerk für neue Lernmöglichkeiten viel weitreichender und weltumspannender ist, als wir auch nur im Entferntesten angenommen hatten. Dieses Potenzial wollen wir als WITTEN LAB Zukunftslabor Studium fundamentale in Zukunft nutzen und entwickeln, um neue Themenfelder zu erschließen und neue Experimentierräume für Bildung und selbstbestimmtes Lernen zu schaffen – Disziplinen sprengend, Konventionen brechend, Grenzen überschreitendmit gesellschaftlicher Relevanz. Um eine Vielfalt neuer Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen und Gesellschaften zu uns einzuladen, die ihr Wissen, ihre Erfahrung, ihre Handlungsmöglichkeiten und ihre Netzwerke mit in die Verbindung mit uns bringen. Und um studentische Lernprojekte und Veränderungsinitiativen entstehen zu lassen, zu fördern und zu begleiten, in denen junge Menschen schon beim Lernen lernen können, dass und wie sie die Welt verändern können.

Dieses Heft ist Ausdruck eines lebendigen Netzwerkes von Menschen, die sich für diese neue Form der Bildung bereits mit uns verbunden haben: Max von Abendroth, Dirk Baecker, Sebastian Benkhofer, Renate Buschmann, Jonas Brockmann, Margaret Ellis, Ursula Endlicher, Jakob Fels, Hans-Joachim Grabow, Gina Graefe, Tereza Havlíková, Maximilian Heimstädt, Martin Henrich, Lars Hinrichs, Alexandra Hofmann, David Hornemann von Laer, Thomas Hübl, Johanna Hueck, Christina Hunger-Schoppe, Alexander Jakobidze-Gitman, Lisa Jasch, Heiko Kleve, Britta Koch, Oliver Köninck, Hannah Kümper, Jens Lanfer, Andreas Lingg, Ali Mahlodji, Kazuma Matoba, Maren M. Michaelsen, Guido Möllering, Günther Ortmann, Anneliese Ostertag, Orestis Papakyriakopoulos, Tabea Rossol, Guiomar Rovira Sancho, Robert Sakrowski, Andre Schmidt, Felix Schwabedal, Alexander Schwitteck, Rebecca Palm, Lara Perski, Giulia Priol, Sibylle Reick, Arist von Schlippe, Manouchehr Shamsrizi, Philipp Sille, Domenik Treß, Klaas Werner, Linda von Velsen, Katja Weber, Carla Weymann, Johannes Wiek, Angelika Wulff, Hannah Zirngiebl und viele mehr. Und es ist gleichzeitig die Einladung, Teil unseres Netzwerkes zu werden und sich mit uns zu verbinden. Um gemeinsam zu denken, zu handeln, Neues zu lernen – und dadurch die Welt gemeinsam in eine sinnvolle, gute und lebenswerte Veränderung zu bringen.