Die Welt lebt von Zusammenhängen. Wo auch immer wir hinsehen, stellen wir fest, dass Einzelnes mit Anderem in Verbindung steht. Sei es in der Natur, im menschlichen Organismus oder in der menschlichen Psyche: Überall lässt sich ein Organ oder ein Phänomen nur aus dem Zusammenhang mit anderen und deren Wechselwirkung erklären. Sei es in der Zusammenarbeit in Unternehmen und Organisationen, in der Politik oder der Zivilgesellschaft: Überall sind wir auf die vielfältige Verbindung von Menschen, auf ihren Fähigkeiten, ihre Kooperationsbereitschaft und Ideen angewiesen. Sei es in der Wissenschaft, in Studium und Forschung, wo alle Erkenntnisse und Entdeckungen auf vorherigen Erkenntnissen aufbauen und sich dem Dialog verdanken.

Wir lernen, indem wir diese vielfältigen Verbindungen verstehen und neue Zusammenhänge bilden. Auf diese Weise wollen wir auch das Lernen am WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale ermöglichen. Wir glauben, dass die Welt mehr Menschen braucht, die bereits beim Lernen neue Verbindungen und Zusammenhänge schaffen und gestalten und damit Neues in die Welt bringen, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen.

Deswegen haben wir uns überlegt, an welchen Leitgedanken der Vernetzung und Verbindung wir neue Lernräume ausrichten können:

1. NEUE VERBINDUNGEN EINGEHEN, UM BEKANNTE MUSTER ZU DURCHBRECHEN

 

Einmal hergestellte Zusammenhänge laufen immer Gefahr, mit der Zeit zu einem starren Konstrukt von Vorstellungen, Theoriegebäuden oder Gewohnheiten zu werden. Künste und Philosophie können uns herausfordern und anregen, liebgewonnene Urteile und gewohnte Muster in Frage zu stellen. Hier gilt es, ungewöhnliche Perspektiven einzunehmen und neue Zusammenhänge zu bilden. Dadurch bleiben wir beweglich und lernen, mit Unerwartetem umzugehen.

2. NEUE VERBINDUNGEN ZU MENSCHEN HERSTELLEN, DIE UNSERE FRAGEN TEILEN

 

Verbindungen von Menschen schaffen einen Nährboden für neue Ideen und Impulse und ermöglichen Lösungen, die es vorher noch nicht gab. Der Dialog zwischen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen gibt Anregung zur persönlichen Weiterentwicklung, durch die Neues in die Welt kommt. Dieses Neue wird dringend gebraucht, um die Herausforderungen unserer Zeit verantwortungsvoll und nachhaltig zu bearbeiten. Gemeinsam mit über 100 Lehrenden und den Studierenden aus ihren vielfältigen fachlichen Hintergründen und Studiengängen schaffen wir im WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale Lernräume für cocreative Prozesse und ermöglichen gelingendes Zukunftslernen. 

3. NEUE PERSPEKTIVEN DURCH INTERDISZIPLINÄRES UND TRANSDISZIPLINÄRES ARBEITEN FINDEN UND VERBINDEN

Jede fachliche Vertiefung birgt auch die Gefahr der Vereinseitigung. Indem wir Sichtweisen aus Kultur, Künsten und Philosophie in einem interdisziplinären und mehrstimmigen Chor zusammenführen, bereichern wir die Fachstudiengänge um eine ungewöhnliche Perspektivenvielfalt. Durch unsere Bildungsangebote bekommen die Studierenden Raum, neue Verbindungen und Zugänge zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zu Kultur und Gesellschaft zu entdecken.

4. FRAGEN DER GEGENWART IN IHRER VERGANGENEN ENTWICKLUNG VERSTEHEN, UM ZUKUNFT ZU GESTALTEN

Gegenwärtige Fragen und Herausforderungen, seien sie individuell oder gesellschaftlich, haben immer eine Geschichte. Sie sind aus bestimmten Entscheidungen entstanden. Die Weggabelungen, die in der Vergangenheit gewählt wurden, haben uns zu dem Punkt geführt, an dem wir jetzt stehen. Um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, kann es hilfreich sein, vergangene Weggabelungen ins Gedächtnis zu rufen. Kultur, Künste und Philosophie schlagen den Bogen zu vergangenen Perspektiven, aktualisieren sie für die Gegenwart und lernen daraus für die Gestaltung der Zukunft. Damit schaffen wir Verbindungen zwischen den Zeiten, ohne das Gestern abzutun oder uns für das Morgen zu verschließen.

5. VERBINDUNGEN MIT ANDEREN EINGEHEN, UM HILFE UND UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE EIGENEN VORHABEN ZU BEKOMMEN

 

Neues kommt durch Initiative in die Welt. Damit die einzelne Person initiativ werden kann, braucht sie andere Menschen, um die eigenen Potenziale kennen zu lernen und in Gemeinschaft tätig zu werden. Das WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale ermöglicht es, Verbindung mit anderen Studierenden und Lehrenden einzugehen, um Hilfe und Unterstützung für die eigenen Vorhaben zu gewinnen. Wir fördern die Mitgestaltung und Partizipation von Studierenden, damit sie selbstbestimmt Lernen und Selbstwirksamkeit erfahren können. Bestenfalls in problem- und projektorientierten Lernräumen, die in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und ihren Akteuren gestaltet werden. So werden sie zu aktiven Gestalter*innen ihres Studiums und bilden das Selbstvertrauen, das nötig ist, um engagiert in die Welt zu treten.

JOHANNA HUECK

Johanna Hueck ist Philosophin und Expertin für selbstbestimmtes Lernen und neue wissenschaftliche Mitarbeiterin im WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, Philosophie und ihrer Dissertation an der Universität Freiburg arbeitet sie in innovativen Bildungsprojekten wie beispielsweise dem Mitaufbau der Cusanus Hochschule. Sie ist Mitglied im Leitungsteam des philosophischen Seminars der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und Studiengangsleiterin im Bachelor ‚Philosophie und Gesellschaftsgestaltung‘, der von Studierenden entwickelt und getragen wird. Im WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale entwickelt sie den innovativen Bildungsbereich des selbstbestimmen Lernens (siehe „Bildungsinnovationen“).

SEBASTIAN BENKHOFER

Sebastian Benkhofer ist geschäftsführender Direktor des WittenLab Zukunftslabor Studium fundamentale und Initiator des WITTEN LAB Magazins. Darüber hinaus verantwortet er die Bereiche Professional Campus, Career Service und Alumni-Management.