MITEINANDER

Jeder Mensch ist ein-malig. Schon früh stellte sich mir daher die Frage: Wenn wir alle so unter-schiedlich sind, müssten wir dann nicht auch unterschiedlich lernen?

Text von Svenja J. Hartwig

LERNEN

Der standardisierte, frontale Unterricht in der Schule und die Lernsettings während des Studiums wirkten auf mich schon damals als viel zu unflexibel für die Bedürfnisse jeder und jedes Einzelnen.
Unsere Differenzen mögen uns auf den ersten Blick eher voneinander trennen. Was aber, wenn wir unsere Verschiedenheit nicht als ab- oder ausgrenzend, sondern als bereichernd betrachten? Ist es nicht gerade das Schöne, dass wir alle verschieden sind? Und können wir nicht womöglich sogar von diesen Unterschieden profitieren?
Wie das Leben so spielt, fast schicksalhaft, führte mich mein Lebensweg nach dem Studium der Psychologie in Münster und der Promotion in Dortmund irgendwann an eine weitere Universität – die Universität Witten/Herdecke. Schon gleich in den ersten Wochen, die ich hier verbringen durfte, war ich überwältigt von den Möglichkeiten in allen Belangen. Vor allem aber auch die „Wittener Kultur“, die schon beim ersten Kontakt mit der UW/H in der Luft lag, hat mich positiv überrascht. Ich fühlte mich direkt herzlichst aufgenommen und angekommen.

Nun aber war ich neugierig: Würde sich der ganz andere Geist, den ich zu fühlen meinte, auch auf die Lehrveranstaltungen niederschlagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Hier wird tatsächlich auf die Studierenden eingegangen und gegenseitig voneinander ge­lernt. Und nicht nur das, die Lernenden gestalten die Prozesse in hohem Maße selbst!

Problem­orientiertes Lernen POL

Im Modellstudiengang Medizin wird an der UW/H in der ersten Studienphase vorrangig mit der Methode des POL gelernt. Hierbei lernen die Studierenden, fachliche Probleme zu lösen, indem sie selbst aktiv werden, anstatt Inhalte frontal vermittelt zu bekommen. Die individuellen Unterschiede zwischen den Teilnehmen­den, wie zum Beispiel verschiedene Vor­kenntnisse oder Sichtweisen, können dabei eine fruchtbare Inspiration sein. Zu­sätzlich zu dem methodischen Lernen wird so auch soziales Lernen angeregt.

„Durch POL habe ich gelernt, strukturiert an komplizierte und fordernde Fälle heranzugehen – und mit einer breiten Perspektive auf Patientinnen und Patienten zu schauen.“

Daniel Becksmann, Alumnus Medizin

„Die Möglichkeit exemplarisch zu lernen ermöglichte, sich später selbst Dinge logisch erklären zu können. Die Gruppendynamik beim Lernen hat mir immer großen Spaß gemacht.“

Daniel Becksmann, Alumnus Medizin

„Meine prägendste Lernerfahrung mit POL ist die ‚Power‘ der Gruppe. Es ist fantastisch zu erfahren, wie die Einzelpersonen mit ihren Erfahrungen und Expertisen in einem geschützten Raum für Kooperation zu guten Ergebnissen gelangen.“

Pascal Fischer, Alumnus Medizin

Studium fundamentale STUFU

Ergänzend zu den fachlichen Lehrveran­staltungen werden im Rahmen des Studium fundamentale ganz besondere Begegnungsräume geschaffen. Unter anderem durch die diversen Hintergründe, Erfahrungen und Herangehensweisen der Teilnehmenden werden rege Diskus­sionen und der Blick über den eigenen Tellerrand angestoßen, und zwar in ganz verschiedenen Bereichen wie Kunst, Musik, Literatur oder vielen weiteren kul­turell und gesellschaftlich relevanten Themen. Interdisziplinarität entsteht dabei durch die verschiedenen Fachrich­tungen der Studierenden ganz von selbst.

„Für mich hat der Austausch mit Studierenden anderer Fakultäten das Studium fundamentale an der Universität Witten/ Herdecke ausgemacht. Einmal in der Woche mit den Lebenswelten und Erfahrungen DER MITSTUDIERENDEN UND ZUSAMMEN MIT EINER DOZENTIN ODER EINEM DOZENTEN AUF EIN THEMA ZU BLICKEN, ist höchst befruchtend und spannend.“

Pascal Fischer, Alumnus Medizin

„Es ist ein toller Rahmen, um mit Studierenden der anderen Fakultäten in Austausch zu kommen.“

Art Schmitjans, Alumnus Medizin

„Das STUFU ist zentrales Anliegen eines jeden Studiengangs und es wird daher ein faszinierender Raum für uni­verselles Lernen an der Universität geschaffen. Die Möglichkeit, institutionell den eigenen Horizont zu erweitern, macht für mich den Unterschied aus.“

Daniel Becksmann, Alumnus Medizin

Nun, wo ich als Mitarbeiterin an der UW/H angekommen bin, zeigt sich mir, was gemeinsames Lernen von- und miteinander bedeuten kann. Jeder und jede von uns ist unverwechselbar. Unterschiede separieren uns nicht – sie erweitern unseren Ho­rizont und helfen uns, als Menschen zu wachsen. Wenn wir die Offenheit und den Mut mitbringen, unsere Unterschiede als Chance zu begreifen, können wir großen Nutzen aus diesen ziehen. Wir lernen auf verschiedensten Ebenen voneinander und entwickeln somit unsere Persönlichkeit und Fähigkeiten weiter. Und ich freue mich sehr, dass ich die Lehr-Lernprozesse hier an der Universität nun mit begleiten und gestalten darf.

POL
Das Problemorientierte Lernen prägt Studierende der Medizin an der UW/H vom ersten Tag an. In den späten 1960er Jahren an der McMaster Medical School in Kanada entwickelt, wurde es mit der Gründung des Reformstu-diengangs Medizin an der damals ersten privaten Uni-versität Deutschlands eingeführt und im Jahr 2000 als tragendes, fächerübergreifendes Lernkonzept der ersten vier Studiensemester etabliert.

Mehr Informationen zu POL und dem Studiengang Humanmedizin
an der UW/H:
www.uni-wh.de/studium/studiengaenge/modell-studiengang
-medizin-staatsexamen
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