Erst Seminarverzeichnis im Hosen­taschenformat, dann Semesterzeitung und jetzt das neue Witten Lab Magazin... Das Leitungsteam des STUDIUM FUNDAMENTALE, Sebastian Benkhofer und Prof. Dr. Claus Volkenandt, im Gespräch über den Sinn und die gesellschaftliche Notwendigkeit, dem Zentrum als ZUKUNFTSLERNLABOR mit diesem Magazin eine neue Stimme zu geben.

Sebastian Benkhofer: Unser neues WittenLab Magazin ist nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern ein wichtiger Schritt, den wir aus unserem Selbstverständnis heraus gehen müssen. Das STUFU war und ist eine zentrale Bildungsinnovation, die diese besondere Universität in die Bil­dungslandschaft gebracht hat.

Schon bei der Gründung der UW/H war es der Anspruch, mit dem STUFU etwas in eine Neubewegung zu bringen, was gesellschaftliche Strahlkraft hat und Veränderungsimpulse gibt. Und wir glauben, dass wir eine Stimme sein müssen und können, die auch außerhalb der Universität gehört wird und dort Debatten anstößt. Heute mehr denn je. Denn als Universität und als Gesellschaft brauchen wir neue Haltungen, mutige Positionen und Wir­kungsimpulse, um zu den notwen­digen Veränderungen beizutragen, die in immer mehr Bereichen unserer Welt und unseres Zusammenlebens offensichtlich werden. 

 

Claus Volkenandt: Um das, was das STUFU im Studium und bei den Studierenden bewirken soll, greifbarer zu machen, haben wir dieses neue Ma­gazin auf den Weg gebracht. In dieser ersten Ausgabe spiegelt sich unsere Perspektivenvielfalt auf das Thema Bil­dung der Zukunft: NEU LERNEN!

Es ist ein Crossover von Stimmen im STUFU, von Stimmen, die dort draußen in der Welt bereits mit uns verbun­den sind, und von Stimmen auf der ganzen Welt, mit denen wir uns gerade erst neu verbinden. Als Redaktionsteam haben wir diesen Menschen viele Fragen gestellt – und dabei noch viel mehr spannende und vielfältige Antworten, Ideen, Perspektiven und Geschichten gefunden, als wir uns an­fangs selber hätten vorstellen können.  


SB:
 Wenn bei der Arbeit an diesem Magazin eines deutlich geworden ist, dann ist es der Beweis, dass an die­ser besonderen Universität nicht nur exzellente fachliche Ausbildungen stattfinden, sondern dass und in welcher Fülle sich Lernende und Leh­rende neben, zwischen und über ihre akademischen Disziplinen hinaus mit neuen Wissenszugängen, Denkmustern und Erfahrungsmöglichkeiten ande­rer Bereiche auseinandersetzen. Und das bestärkt uns in unserem Glauben, dass es für die Gestaltung von Gesellschaft darum gehen muss, unsere kreativen Denk- und Erkenntnisfähigkeiten auszuweiten, eine Navigationsfähigkeit zu entwickeln, die auch in kom­plexen Lebens- und Weltzusammen­hängen Orientierung ermöglicht, und die eigene Urteilskraft zu bilden, um Entscheidungen treffen zu können, die sich auch verantworten lassen.


CV:
 Der entscheidende Impuls, den wir dafür immer wieder aufs Neue ge­ben können, ist die Anregung zur Reflexion. Sie ist es, die Entwicklung ermöglicht – und die die Universität als Universität in ihrem Kern ausmacht!

Dabei brauchen wir Reflexion auf mehreren Ebenen. Zum einen als Reflexion auf Wissenschaft, weil wir als Universität ein Ort unterschiedlichster Erkenntnisweisen sind, die die Zugänge zum Gegenstand der Erkenntnis vorbestimmen und damit das Verstehen von Welt prägen. Zweitens: Reflexion auf Lebenswelt, weil das Studium fundamentale auch der Ort sein wird, an dem gesellschaftliche, soziale Fragen bearbeitet werden. Und drittens: Reflexion auf das Selbst, weil die Grundlage und Qualität jeglicher Kommunikation dadurch bestimmt wird, wie gut eine Person sich selbst kennt und reflektiert, als Einzelperson und in Gruppen­zusammenhängen. Die zentralen Reflexionsinstanzen im STUFU sind da­bei die Künste und ihre Wissen­schaften, die Philosophie und transformativ angelegte Wissenschaften. Sie nehmen die Anliegen der Soziolo­gie, der Geschichts- und Religionswissenschaften, aber auch der Politik­wissenschaften auf und aktualisieren sie. Im Bereich der Kunst wollen wir das Reflexionspotential der Gegenwartskünste zur Wirkung bringen, indem wir Künstler*innen an die Universität einladen. Sie sollen in soziale, gesell­schaftliche, politische und ökonomi­sche Realitäten beobachtend und han­delnd eingreifen, aber auch das eigene Ich dabei nicht unberührt las­sen. Worum es uns bei all dem geht, ist Inter- und Transdisziplinarität. Denn die Wirklichkeit interessiert sich nicht für unsere disziplinären Ordnungen. Sie ist, wenn überhaupt, nur in multidis­ziplinärer Zusammenarbeit begreifbar.


SB:
 Alles, was hier geschehen kann, beginnt mit der Neugier, uns selbst zu reflektieren, unser Vorwissen infrage zu stellen und Automatismen bewusst zu unterbrechen. Herauszufinden, wer man ist, was man noch alles sein kann und was man in die Welt bringen will – das ist für mich der Kern des STUFU. Und es ist unsere Aufgabe, dafür den Raum zu geben, die Muße zu ermöglichen und die Möglichkeiten zu schaffen, von da aus ins Handeln zu kommen. Dafür müssen wir zukunftsfähig kompetent werden. Kulturkompetent, indem wir uns in den unterschiedlichsten sozio­kulturellen Welten bewegen, Unterschiede wertschätzen und Ansatzpunkte für Veränderungen ausmachen können. Systemkompetent, um in immer vernetzteren, dynamischeren Welten zurechtzukommen. Und transformationskompetent, um nicht nur zurechtzukommen, sondern Umwelt ge­stalten und verändern zu können.


CV:
 In diesem Sinne begreifen wir uns als Zukunftslernlabor. Offen für alle. Dankbar für jeden kritischen, reflexiven, tatkräftigen und fördernden Impuls. Mit einem gemeinsamen Ziel: Allen Lernwilligen möglichst viele Lernmöglichkeiten und experimentelle Denk- und Handlungsräume zu eröffnen, um die verschiedensten Perspektiven einzunehmen, deren Zusammenhänge zu reflektieren und sich dadurch mehr Möglichkeiten zu erschließen, als es die Perspektive des eigenen Fachstudiums zugelassen hätte.


SB:
 In diesen Räumen trauen und mu­ten wir jedem Lernenden zu, sich das relevante Wissen zu organisieren, es zu elaborieren und zu reflektie­ren. Was wir hier ermöglichen wollen, ist problemorientiertes, projekt­orientiertes und forschendes Lernen, das die Lernenden, ihre Lernpro­zesse und die Wirklichkeit, in der sie lernen, transformiert. Angetrieben von der eigenen Neugier, den eigenen Interessen und der eigenen Initiativkraft für das, was jede und jeder in die Welt bringen will. Und was in so einem experimentellen Zukunftslernlabor alles entstehen kann, zeigt dieses Magazin…